Geschichte   von   Wattenheim  

Das Amtshaus der Herren von Blumencron in Wattenheim, Hettenleidelheimer Straße 13.

 

Das Wappen derer von Blumencron, Detail vom Gedenkmonument in der Protestantischen Kirche in Wattenheim.

 

 

Verschiedene Funde lassen darauf schließen, dass schon die  Römer in Wattenheim eine Niederlassung gründeten. Die Erst- erwähnung von Wattenheim 793 im Lorscher Codex gilt als umstritten. Vermutlich wurde der Ort erstmals 1221 erwähnt. Vermutlich wurde der Ort erstmals 1221 erwähnt. 1690 ver- wüsteten die Franzosen im Pfälzischen Erbfolgekrieg die gesamte Grafschaft Leiningen. Der Landesherr, Graf Philipp Ludwig von Leiningen-Westerburg-Rixingen war dadurch verarmt und musste überdies noch die Kosten der Landesverteidigung bestreiten. Zu diesem Zweck lieh er sich mehr- fach Geld zu günstigen Konditionen, bei dem ihm freundschaftlich verbundenen Kurmainzer Oberfeldkriegskommissar Ritter Franz Georg von Blumencron (Sohn des Maximilian Adam von Blumencron) und übergab ihm 1692 dafür Dorf und Ge- markung Wattenheim als Pfand.
Wattenheim war fast ausschließlich lutherisch, die Familie Blumencron bekannte sich jedoch zur katholischen Kirche. Deshalb schlug der Gläubiger dem Leininger vor, ihm statt Wattenheim lieber die halbe Ortschaft Obrigheim zu geben, wo die meisten Untertanen katholisch seien. Damit erklärte sich Graf Leiningen einver- standen. Oberster Lehnsherr für Obrigheim war der Bischof von Speyer, ohne dessen Zustimmung eine Übertragung nicht möglich war. Philipp Ludwig von Leiningen sah sich außerstande seine angehäuften Schulden zu bezahlen und nahm zusätzlich nochmals einen Kredit von 4000 Talern auf. Dafür überließ er Familie Blumencron als Kompensation schließlich einen kleinen Anteil seiner Grafschaft. Graf und Ritter von Blumencron schlossen am 16. Februar 1695 einen Vertrag, womit letzterer in den uneingeschränkten Besitz des halben Dorfes Obrig- heim kam, sofern der Speyerer Bischof als Oberlehnsherr seine Zustimmung er- teile. Andernfalls gelte der Verkauf für Wattenheim. Als nach drei Jahren der Bischof seine Zustimmung noch immer nicht gegeben hatte, verzichtete Blumen- cron auf Obrigheim und gab sich mit Wattenheim zufrieden. Hierüber erfolgte am 17. Mai 1698 ein erneuter Vertrag zwischen Schuldner und Gläubiger. Das Familienwappen der Freiherrn von Blumencron ging ins heutige Gemeindewappen über. Gedenkmonument für Jakob Christoph Peter von Blumencron und seine Frau Maria Anna geb. von Schildeck;  in der Protestantische Kirche in Wattenheim.


Epitaph für Ignatius Ferdinand von Vogelius, gestiftet von Frau und Kindern, Liebfrauenkirche (Worms).

Erster Inhaber der Herrschaft Wattenheim war ab 17. Mai 1698 der Kurmainzer Oberfeldkriegskommissar, Ritter Franz Georg von Blumencron (1651–?), Sohn des 1690 von Kaiser Leopold I. nobilitierten Maximilian Adam Ludwig von Blumencron, einem Vete- ranen des Dreißigjährigen Krieges und Land-Commissarius des Fürstbischofs von Würzburg. Er trat die Herrschaft nie persönlich an, sondern hinterließ sie seinen Kindern, die mit wechselnder Federführung gemeinsam die Regierungsgeschäfte ausübten und Wattenheim zu ihrer Residenz ausbauten. Nachfolger wurde zu- nächst Franz Georgs Sohn, Maximilian von Blumencron, Obristleutnant im kurpfälzischen Regiment zu Pferde Folleville. Er ließ das Amtshaus der Herrschaft errichten, in dem auch der Amtmann residierte (Hettenleidelheimer Str. 13); 1725 wird Maximilian von Blumencron letztmals erwähnt. Nach ihm übernahm sein jüngerer Bruder Jakob Christoph Peter (1696–ca. 1738) die Ortsherrschaft. Er war Geheimer Rat des Fürstabtes von Fulda, ließ 1730 das repräsentative Watten- heimer Rathaus erbauen und verheiratete sich 1733 mit der aus Fulda stammenden Maria Anna von Schildeck bzw. Vogelius von Schildeck (1713–1785), Tochter des fürstäbtlich fuldaischen Kanzlers und Amtmannes zu Bieberstein, Gerhard Georg Vogelius von Schildeck. Diese wurde später durch den frühen Tod ihres Mannes und ihre relativ lange Lebenszeit, zur bedeutendsten Besitzerin des Ortes. Sie war bei ihren Untertanen äußerst beliebt und man errichtete ihr und ihrem jung ver- storbenen Gatten nach dem Tode, auf dem Wattenheimer Friedhof, neben der damaligen Simultankirche (heute prot. Kirche), ein Gedenkmonument. Offenbar in der Franzosenzeit beschädigt, befinden sich die erhaltenen Teile heute innerhalb der Kirche. In der anrührenden Gedenkinschrift heißt es u. a. über die 1785 in Worms Verstorbene: „In tiefer Bindung an Gott, in wachsender Klugheit gegen die Ihren, mit Wohlwollen gegen die Armen und mit großer Menschlichkeit gegen alle, war sie ihren Untertanen mehr Mutter als Herrin.“ Einziges die Eltern über- lebendes Kind von Jakob Christoph Peter von Blumencron und seiner Frau Maria Anna geborene von Schildeck war die Erbtochter Helene von Blumencron (1738–1802), die am 5. November 1771 in Wattenheim den Freiherrn Ignatius Ferdinand von Vogelius (1740–1784) heiratete, der aus der gleichen Familie wie ihre Mutter abstammte. Die jungen Eheleute wurden noch zu Lebzeiten der Mutter Mitregenten der Herrschaft Wattenheim. Als Mit-Ortsherr legte Ignatius Ferdinand von Vogelius 1772 den Grundstein zum barocken Erweiterungsbau der Simultankirche des Ortes (heutige protestantische Kirche). Nach dem frühen Tod des Gatten (1784) und dem Ableben der Mutter (1785), regierte die verwitwete Freifrau Helene Vogelius geb. von Blumencron den Ort alleine, bis zu ihrer Ver- treibung durch französische Revolutionstruppen. Ihre beiden Töchter Maria Anna Friederike (1775–1844) und Maria Agnes Carolina (1778–?) gelangten nicht mehr zur Regierung. Ab der Regierungsübernahme durch Helene von Vogelius trug die Ortsherrschaft den Doppelnamen „Blumencron-Vogelius“.  Im Ersten Koalitionskrieg fanden zwischen 1793 und 1795 in der Umgebung von Wattenheim Kampfhandlungen statt, das gesamte Gebiet wurde zeitweise französisch besetzt. 1793 floh die verwitwete Ortsherrin mit ihren beiden Töchtern vor den franzö-sischen Revolutionären nach Fulda. Die französische Republik beschlagnahmte das gesamte Wattenheimer Eigentum der freiherrlichen Familie. 1797 kam das Dorf im Frieden von Campo Formio – endgültig bestätigt durch den Vertrag von Lunéville (1801) – zum Kanton Grünstadt des französischen Département du Mont-Tonnerre (Dommersberg) mit Regierungssitz in Mainz. um 1800 wurde Wattenheim Hauptort (chef-lieu) einer Mairie. Kurz vor ihrem Tod klagte Helene von Vogelius 1802 gegen den französischen Staat, an den das Gebiet mittlerweile übergegangen war, auf Rückgabe ihrer Güter. Dies wurde gewährt, jedoch ohne Anspruch auf eine Entschädigung. Wie sich aus einem Stiftungs- vermerk von 1821, im Wattenheimer katholischen Kirchenbuch ergibt, scheint sich zumindest die Tochter Maria Anna Friederike, verheiratet mit Freiherr Carl Friedrich Wilhelm von Ziegesar, auch später zeitweise in Wattenheim aufgehalten zu haben. Die Eheleute von Ziegesar wohnten in Mannheim und ließen im Dezem- ber 1831 ihre Wattenheimer Güter an eine Vielzahl von örtlichen Privatinteressenten ver- steigern. Nach dem Sturz Kaiser Napoleons fiel aufgrund der auf dem Wiener Kongress getroffenen Vereinbarungen und eines Tauschvertrags mit Österreich die Pfalz 1816 zum Königreich Bayern. Unter der bayerischen Verwal- tung gehörte die Gemeinde Wattenheim zum Landkommissariat Frankenthal. Seit 1946 gehört die Gemeinde zum damals neugebildeten Land Rheinland-Pfalz. Bis 1969 gehörte das Dorf zum (erloschenen) Landkreis Frankenthal (Pfalz), seitdem zum Landkreis Bad Dürkheim.
Ab dem 1. Januar 2018 fusionierten die bisherigen Verbandsgemeinden Hetten- leidelheim und Grünstadt-Land zur neuen Verbandsgemeinde Leininger Land.
Das Ortswappen von Wattenheim:
Die Blasonierung des Wappens lautet: „Von Rot und Blau gespalten, rechts ein durchgehendes goldenes Kreuz, links ein rotbekleideter Tatar mit goldenbordierter roter Pelzmütze und schwarzen Stiefeln, die Linke in die Hüfte gestützt, in der Rechten ein silbernes Krummschwert mit goldenem Griff schwingend“.    Es wurde 1958 vom Mainzer Innenministerium genehmigt und geht zurück auf ein Gerichtssiegel von 1733, in dem die Felder vertauscht waren. Das Kreuz entstammt dem Wappen der Grafen von Leiningen-Westerburg und der Tatar dem der Familie Blumencron.

aktuelles Wappen                            Wappen 1902–1958

Im Jahre 1902 wurde Wattenheim ein Wappen verliehen, das, abweichend vom aktuellen Wappen, rechts den Leininger Adler, mit dem Westerburger Kreuz als Herzschild zeigt und in gespaltenem Schild – heraldisch falsch – zwei blaue Felder nebeneinander aufweist. Durch die Verleihung des heutigen Wappens im Jahre 1958 wurde dies korrigiert.  (Quelle: Wikipedia)